Bildungsurlaub überspringt Ländergrenzen

Veranstalter von Bildungsurlaub lassen ihre Seminare zunehmend in immer mehr Bundesländern anerkennen – und die mobilen Teilnehmer-/innen ziehen mit: sie entscheiden sich immer häufiger für Veranstaltungen außerhalb des eigenen Bundeslandes.

Diese Entwicklung zur De-Regionalisierung beschrieb Bernhard Eul-Gombert anlässlich einer Tagung zum Bildungsurlaub in NRW im März 2014: er hatte knapp 10.000 Bildungsurlaube von NRW-Veranstaltern aus den letzten 3 Jahren auf die Anerkennung in anderen Bundesländern hin untersucht und festgestellt, dass die Zahl der Anerkennungen in diesem kurzen Zeitraum um rund 80% gestiegen ist: während 2010 jedes Seminar durchschnittlich 1,4 Länderanerkennungen (zusätzlich zum eigenen Bundesland, hier NRW) besaß, waren dies 2013 bereits 2,5 – der Trend hält weiter an.) Umgekehrt lassen sich mehr Veranstalter deutschlandweit in NRW anerkennen.

Der Nutzen für Veranstalter liegt auf der Hand: die Zahl der potenziellen Teilnehmer/-innen wächst dramatisch mit dem größeren Einzugsgebiet – ein unschlagbares Marketing-Argument. Auch für Bildungsurlaubs-Suchende ist es eine gute Entwicklung: die Auswahl an Seminaren steigt und damit die Chance auf genau das richtige Kursangebot. Häufig ist die Passgenauigkeit von Inhalt und Termin heute wichtiger als die Nähe zum Wohnort. Spezialisten-Themen finden nur bei überregionalem Einzugskreis ausreichend Teilnehmende. Mit der Anzahl der Angebote steigt so auch die Attraktivität des Bildungsurlaubs allgemein.

Die Entwicklung erklärt Eul-Gombert auch mit der in den letzten Jahren entstandenen Transparenz auf dem Bildungsmarkt: Bildungsdatenbanken wie die Bildungsurlaub.de erlauben eine länderübergreifende Recherche, welche Seminare wo anerkannt sind. Das nutzen immer mehr Veranstalter: die Zahl der dort veröffentlichten Seminare, wie auch die Besucherzahlen steigen kontinuierlich.

Für Veranstalter hat die Entwicklung aber auch Schattenseiten: der Verwaltungsaufwand für die Anerkennung in jedem einzelnen Bundesland ist erheblich und setzt Knowhow voraus: die Anerkennungsvoraussetzungen der einzelnen Länder weichen voneinander ab, teilweise sind die Anerkennungen auch gebührenpflichtig. Viele Veranstalter wählen darum die für sie nützlichsten Länder aus. Besonders beliebt: die Nachbarländer, sowie die Stadtstaaten. Bemerkenswert ist eine Initiative des Saarlandes: in anderen Ländern bereits anerkannte Bildungsurlaube gelten hier automatisch auch als anerkannt.

 

Ein Gedanke zu „Bildungsurlaub überspringt Ländergrenzen

  1. Vielleicht könnte man es bildungspolitisch (über die KMK zum Beispiel?) doch noch schaffen, die Bundesländer an einen Tisch zu bekommen, um eine länderübergreifende Anerkennung hinzubekommn??

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